Die Phrasendreschmaschine

Die Werkzeuge der Sprachmonster

Karl: „Seien wir doch mal ehrlich. Der schnelle Fortschritt unserer Tage treibt viele Zeitgenossen zu immer neuen und persönlichen Höchstleistungen an. Oder, wie findest du das Konzept der permanenten Übergangstendenz innoviert durch qualifizierte Führungsebenen und unter Berücksichtigung einer systematischen Wachstumsdynamik?“

Alles klar? Wohl eher nicht. Bei den Menschen, die solche Sprachmonster am Band produzieren, handelt es sich um Phrasendrescher. Deren Werkzeugkiste ist voll von abstrakten, unverständlichen und oft auch unaussprechlichen Begriffen, die nichts, aber auch nichts konkretes aussagen. Hauptsache es hört sich irgendwie nach Ernsthaftigkeit, Status und Autorität an. Je unverständlicher die Phrasen, desto mehr verunsichern wir unser Gegenüber. Auch das ist ein Weg um Macht auszuüben. Mit aufdringlichen Worthülsen.

Phrasen gehören mittlerweile zur Popkultur. Werbefachleute, Wirtschaftswissenschaftler, Coaches – sie alle nutzen sie, um sich im Markt abzugrenzen. Da präsentiert der Marketingfuchs seinen Chefs stolz sein neues Konzept der „Integrierten Fluktuationsphase“ oder betitelt ein Unternehmen eine aktuelle Pressemitteilung als „thyssenkrupp wächst trotz Einbußen bei Industrial Solutions und konkretisiert Performance-Ziele“. Bereits seit vielen Jahren lässt sich eine ganze Flut an neuen und wiederneuen Begriffen beobachten. Bei jeder neuen Produkteinführung und Dienstleistung wabern sie uns durch die Ohren. Da ist dann von Megatrends und Strukturformeln die Rede. Da wäre zum Beispiel ein Werbebanner auf der Webseite von Real: „Payback und Real bieten Ihnen eine ganze Menge!“ Ein Klick weiter springt einen dann der „Punkte-Joker“ und die „Extra-Punkte“ ins Gesicht. Gefolgt von „individuelle Vorteile – mit einem Klick nutzbar!“

Nebulator und Papageiendeutsch

Um die Kreation völlig neuer Phrasen zu vereinfachen, entwickelte Philip Broughton bereits vor Jahrzehnten seine Phrasendreschmaschine mit halbautomatischem Schnellformulierungssystem. Später wurde sie durch den Werbepsychologen Peter Neumann zum Nebulator weiterentwickelt, mit der sich sekundenschnell spielerisch Millionen verschiedener Phrasen bilden lassen. Das Prinzip ist dabei ganz einfach. Die Maschine besteht aus einer Spalte mit fremd-abstrakten Adjektiven, zwei Spalten ebensolcher Nomen und einer Spalte Verben – jeweils 10 in der Anzahl und mit den Zahlen 0 – 9 durchnummeriert. Jede dieser Begriffe lässt sich beliebig miteinander kombinieren. Nun denke sich unsereiner eine fiktive, siebenstellige Nummer aus. Einmal (Adjektiv – Nomen-Nomen) oder auch zweimal (Adjektiv – Nomen-Nomen – Verb – Adjektiv – Nomen-Nomen). Ähnlich geht Hans-Otto-Schenk (Wirtschaftswissenschaftler aus Duisburg) für eher alltägliche Phrasen vor. Er spricht vom Papageiendeutsch, dem Nachplappern nichtssagender Floskeln, wie „halt eben“, „schon bereit“ oder „in diesem Sinne“. Auf seiner Webseite lässt sich dann das Papageien-Bingo spielen.

Wem das nicht gefällt, kann Phrasen aber auch einfach wegdreschen. Mit ein bisschen Nachdenken lassen sich selbst die schlimmsten Phrasen als solche entlarven. Einfach nachfragen, was damit konkret gemeint ist. Entweder steckt da nichts hinter, oder aber es handelt sich abgehobenes Neusprech, welches sich auch gang klar und verständlich in unserem Alltagsdeutsch ausdrücken lässt.

Hier eine interaktive Phrasendreschmaschine des Blogs Luftpiraten.de:
http://www.luftpiraten.de/phrasendreschmaschine.html

Als Spiel gibt es die Phrasendreschmaschine in verschiedenen Varianten auf Portalen wie bücher.de zu kaufen. Einfach nach der Maschine im Suchportal eures Vertrauens suchen.

Das Papageienbingo findet ihr hier im Menüpunkt „Unveröffentlichtes“, ganz unten:
http://www.schenk-duisburg.de/

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