Trump droht David

Ein Beispiel aggressiver Rhetorik

Das der amtierende US-Präsident nicht gerade zimperlich ist, wenn es um die Durchsetzung eigener Interessen geht, ist ja an sich erst mal nichts Neues. So sind Drohungen sein probates Mittel per se, wenn es emotional mal wieder heiß her geht. Erst drohte er Stein für Stein allerhand Ländern, wie etwa Mexiko mit der Mauer oder der EU mit Zöllen auf unter anderem deutsche Autos. Dann drohte er seinen innenpolitischen Gegnern, wie auch seinen republikanischen Unterstützern („Ich werde mich euch vorknüpfen“). Und jetzt das: Er droht der weltweiten Fußballkonkurrenz.

Es geht um die Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2026. Und es gibt zwei Bewerber: Kanada, die USA und Mexiko als eine Art Goliath, ganz „United, as one“. Und auf der anderen Seite Marokko („Together für one goal“) als einsamer David. Trump hoffe, dass alle afrikanischen Länder, die durch die USA unterstützt würden, quasi als eine Art Gegenleistung für die Bewerbung der United States um die Fußball-WM stimmen. Er twitterte: „Warum sollten wir diese Länder unterstützen, wenn sie uns nicht unterstützen (ebenfalls nicht bei den Vereinten Nationen)?“  Trump droht.

Gegenüber afrikanischen Staaten ist das nicht das erste Mal. Bereits Ende Januar 2017, also kurz nach seinem Amtsantritt, brachte er ganz Afrika gegen sich auf, als er arme Herkunftsländer von Einwanderern als „shithole countries“, also als „Drecksloch-Länder“ bezeichnete. Ganze 54 Staaten forderten eine Entschuldigung von Trump. Selbst für einen US-Präsidenten ist das eine herausragende Leistung.

Drohung als rhetorisches Mittel

Nun hat sich zwar auch die FIFA in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Im Gegenteil: Für manch einen Zeitgenossen ist die FIFA mit ihren geheimen Hinterzimmern so korrupt, dass nur ihre Auflösung einen Neustart ermögliche. Seit Jahren stellt sich die Frage, Ob überhaupt eine WM-Vergabe der letzten Jahre sauber ablief. Trump ist da ganz anders: Er twittert einfach drauf los, wenn ihm was nicht passt. Ganz unkompliziert, ganz offen und ganz direkt.

So direkt, dass er vor lauter medialer Präsenz den Adressaten seiner Botschaft allen Platz zum Denken raubt. Sein Motiv? Macht! Seine Logik? Der Stärkere hat immer Recht! Sein Ziel? Sein Ego! Trumps Drohungen sind kein Versehen. Er weiß sehr wohl, dass er andere damit schädigt. Ziel seiner Attacken sind seine Gegner. In diesem Fall die Fußballnation Marokko. Und alle Staaten, die Marokko bei der Bewerbung unterstützen, gleich mit. Absicht und Schädigungsziel – zwei Voraussetzungen, um in der Sozialpsychologie von Aggression zu sprechen.

Erhofft sich Trump wirklich, dass seine Drohungen andere Fußballverbände zum Stimmwechsel motivieren? So wie es derzeit aussieht, wohl eher nicht. Es formiert sich Widerstand. So wollen alle besagten Fußballverbände aus Afrika für Marokko stimmen. Auch einige asiatische und europäische Verbände sympathisieren derzeit mit einer Weltmeisterschaft am Kap Spartel, dem nordwestlichsten Punkt Afrikas.

Geschichte wiederholt sich ja bekanntlich: Trump droht, Goliath überschätzt sich und alle viere Jahre findet eine Fußball-Weltmeisterschaft statt. Die Sympathien fliegen derzeit jedoch nur dem kleinen David zu.

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